Freitag, 30. Januar 2015

Lernen von Pat - Rückwärts und Seitwärts

Wenn Du schon mal ein Video von Pat gesehen hast, hast Du ihn bestimmt auch sagen hören "the better your horse goes backwards and sideways, the better he does everything else" - je besser ein Pferd rückwärts und seitwärts gehen kann, umso besser macht es auch alles andere.

Warum? Beim biomechanisch korrekt ausgeführten Rückwärts verlagert sich das Gewicht des Pferdes auf die Hinterhand. Die Hinterhand sollte das Pferd rückwärts "schieben", mit leichter Vorhand. Viele Pferde machen das Gegenteil, sie treten nach hinten hinaus und schleifen die Vorhand mit - das ist kein gutes Rückwärts und fühlt sich meistens auch recht zäh an. Seitwärts verbessert die Balance und hilft der Suspension, die Bewegungen werden eleganter.

Die Wahrheit dieser Erkenntnis habe ich im Kurs mit meinem Pferd deutlich erlebt. Besonders jene Übungen, die rückwärts und seitwärts kombinieren - zB Weichen der Vorhand aus der Rückwärtsbewegung heraus - hatten einen eindrücklichen Effekt auf die Gewichtsverteilung meines Pferdes.

Ich hatte mit Domino immer schon an das Problem, dass er im Galopp zunehmend auf die Vorhand fällt und immer schneller wird. Wenn ich dann noch Finesse, also mit Zügelkontakt reite, zieht er mich regelrecht aus dem Sattel. Die englisch-dressurmässige Antwort darauf - "vorne halten und hinten mehr treiben" hatte das Problem eher verschlimmert und mir kräftige Bizepse verschafft. Nun aber, innerhalb von einer Kurswoche, setzte sich mein Pferd hinten runter, der Galopp wurde zunehmend angenehmer zum Sitzen und leichter in der Hand. Und am letzten Tag, auf der grossen Wiese, als ich schon wieder befürchtet hatte dass er mir im Galopp abgehen würde, ist er wunderbar versammelt galoppiert - zumindest hat es sich wunderbar angefühlt ;-) - und hat mir sogar einige Sprünge Galopppirouette angeboten! Zugegebenermassen hätte ich etwas anderes machen sollen, aber diese Pirouette hat sich so toll angefühlt, da konnte ich einfach nicht widerstehen ;-)

Wie so oft lag die Lösung nicht dort, wo das Problem auftrat, sondern einige Ebenen darunter, an den "Zutaten". Auch ein bekannter Spruch von Pat "isolate, separate, and recombine". Indem man die Zutaten isoliert, einzeln verbessert und dann wieder zusammensetzt, verschwindet das Problem auf fast magische - Parelli - Weise ;-)

Montag, 26. Januar 2015

Verhaltensmuster erkennen und ändern

Als ich im September beim deutschen Parelli FastTrack Kurs assistierte, sagte der führende Instruktor, Sam Caporn, zu uns "If your horse keeps showing unwanted behaviour, you have either ignored it, or not been effective at changing it". Also, wenn unser Pferd Verhaltensweisen zeigt, die wir nicht wollen, dann haben wir sie entweder ignoriert, oder wir waren nicht effektiv genug, um sie zu ändern.

Dieser Satz, so logisch und einfach und einleuchtend er auch klingt, hat mir sehr zu denken gegeben. Mein Pferd zeigt nämlich immer noch eine Menge Verhaltensmuster, die nicht unbedingt partnerschaftlich sind. Wir haben einen langen gemeinsamen Weg hinter uns, und die Strecke vor Parelli ist deutlich länger als die mit Parelli. Wir haben auch RIESIGE Fortschritte gemacht und schaffen nun erstaunliche Aufgaben, die früher schlichtweg undenkbar gewesen wären. Dennoch, in gewissen Situationen kommen alte, unerwünschte Verhaltensmuster mit grosser Macht zurück, bei Domino wie auch bei mir.

Wie ich über diese Aussage gegrübelt habe, ist mir Folgendes bewusst geworden:
Viele der Verhaltensweisen, die ich aus früherer Zeit kenne, habe ich abgespeichert unter "das ist eben so, das war immer schon so, hat er immer schon gemacht". Ich habe somit die Probleme schlichtweg IGNORIERT bzw sie gar nicht als problematisch ERKANNT. Und ich habe es gar nicht für MÖGLICH gehalten, das Verhalten zu ändern. Und meine halbherzigen Versuche, die nicht erfolgreich waren, haben mir diese Annahme bestätigt.


Nun, in dem Zusammenhang muss man nochmal die Horsenality (Pferdepersönlichkeit) anschauen. Wie Parelli uns lehrt, wird die Horsenality bestimmt durch
* angeborene Eigenschaften
* erlerntes Verhalten
* Umwelteinflüsse
* und Spirit Level, vielleicht am besten umschrieben mit Charakterstärke. Je grösser der Charakter, desto entschlossener macht das Pferd, was immer es macht (zB ein LBI mit hohem Spirit Level würde sich vielleicht mit seinem Reiter hinlegen, wenn er nicht mehr mag)


Was ja den Verdacht nahelegt, dass es möglich sein müsste, ERLERNTES Verhalten auch wieder zu "entlernen" bzw durch neue, bessere Verhaltensmuster zu ersetzen.

Wie mache ich das nun?
1. Aufmerksam sein und Probleme erkennen, nicht ignorieren (ist schon lustig, dass ich bei meinen eigenen Pferden Verhalten toleriere, das ich bei Pferden von Studenten nicht durchgehen lassen würde)
2. daran glauben, dass es geändert werden kann
3. Effektiv sein - das heisst, die richtige Methode finden und so lange dran bleiben, bis eine Änderung in die gewünschte Richtung eintritt
4. Ein Programm daraus machen - also konsequent mind. 4-7 Einheiten weiter damit spielen, damit das neue Muster erfolgreich installiert wird


Ich behaupte jetzt nicht, dass das einfach ist. Alle diese Punkte haben ihre Tücken. Aber das Schöne am Parelli Programm ist, dass es uns die Methoden zur Verfügung stellt - wir müssen sie nur richtig anwenden lernen. Und somit liegt es wieder an uns ;-)

Wie Pat Parelli sagt - wenn wir Pferde tauschen würden, würde er vielleicht 2 Stunden brauchen, bis mein Pferd so aussieht wie seines, und ich würde keine 2 Tage brauchen, dass sein Pferd sich so benimmt wie meines.