Sonntag, 19. Februar 2012

NEUTRAL ... oder Täter ... oder Opfer?


Vor kurzem führte ich ein hochinteressantes Gespräch mit Pamina, einem aussergewöhnlichen Wesen, welche letzten Sommer das Haus unserer Nachbarin hütete. Es ging darum, NEUTRAL sein zu können. 

Wer sich mit Natural Horsemanship beschäftigt, weiss, wie wichtig NEUTRAL in der Kommunikation mit dem Pferd ist. Und dass es gar nicht so einfach ist, dies zu erreichen. Wie wichtig NEUTRAL in unserem alltäglichen Leben ist, darüber hatte ich mir bislang nicht allzu viele Gedanken gemacht. Und das als Österreicherin, wo wir doch so viel auf unsere Neutralität halten  ;-)

Ein Beispiel: es gibt aussergewöhnliche Menschen, die unter Raubtieren leben können, ohne angegriffen zu werden. Wie machen die das? Sie sind NEUTRAL, weder Angreifer noch Opfer. Würden sie die Energie eines Opfers ausstrahlen, wären sie die nächste Mahlzeit. Würden sie die Energie eines Täters ausstrahlen, würden sich die Raubtiere provoziert fühlen und angreifen, um sich zu verteidigen. Haben sie tatsächlich neutrale Energie, sind sie für die Tiere "wie ein Baum".

Wir verschwenden in unseren Leben und Beziehungen viel Zeit mit Täter-Opfer-Spielchen, kosten mal die eine, mal die andere Seite aus. Und wir sind NIE nur Täter oder nur Opfer, das eine bedingt das andere. Gerade an Kindern (oder Tieren, die in einer Rangordnung leben, wie zB Pferden :-)) kann man das wunderbar beobachten. Ein jüngeres Kind muss von einem älteren Kind irgendeine Gemeinheit einstecken - und prompt wird es diese (oder eine andere Gemeinheit) an das nächstbeste, in der Regel wiederum jüngere Kind weitergeben. Damit schafft es für sich selbst einen gewissen Ausgleich, und gibt die negative Energie weiter. Ist kein weiteres Kind als Opfer verfügbar, müssen oft genug die Haustiere dran glauben, oder ein Kuscheltier oder Spielzeug.

Sich nicht in diesen Reflexen aufzuhalten, in diesen Ketten aus Aktion und Reaktion, erfordert ein waches Bewusstsein. Und die Bereitschaft, den anderen (sei es nun Mensch oder Tier) als Spiegel zu erkennen, herauszufinden, was denn nun in mir selbst (meist unbewusst) dessen Tat/Aktion provoziert hat. Werde ich mir dieser Muster BEWUSST und bin NEUTRAL, weder im Täter- noch im Opfer-Modus, dann kann ich entscheiden, wie ich reagieren möchte. Möchte ich die Energie so weitergeben, dass die "Welle" sich verstärkt, oder so, dass die "Welle" abgemildert wird, sodass ich schliesslich "auf glatter See segeln" und das Leben und die Beziehungen bewusst geniessen kann?

Eine grosse Herausforderung - im Horsemanship wie im Alltag :-)

Montag, 6. Februar 2012

Die Herausforderung

In den vergangenen Posts habe ich über Herausforderungen bzw. Ziele gesprochen, die ich bis September 2012 erreichen möchte ... aber noch gar nicht erläutert, was es damit auf sich hat. Das möchte ich hiermit gerne nachholen.

Nun, ich bin seit kurzem lizenzierte Parelli 2* Junior Instruktorin - noch im Trainee Status, aber der ist bald beendet :-) Parelli bildet im Moment viele Instruktoren aus, um der Mission - die Welt der Pferde zu verändern - mehr Nachdruck zu verleihen. Gleichzeitig hat Parelli aber die Anforderungen an die Instruktoren höher gesteckt, um die Qualität sicherzustellen. Zusätzlich zu den Instruktor Kursen (oder Externships vor Ort), muss auch ein gewisser Horsemanship-Level offiziell nachgewiesen werden.

Die neuen Anforderungen sind:
  • für 1* Instruktor: Level 4 OnLine
  • für 2* Instruktor: Level 4 OnLine, Freestyle und Liberty
  • für 3* Instruktor: Level 4 komplett (OL, FS, LY und Finesse)
Nun habe ich ja vor kurzem meinen "Green String" erhalten, also Level 3 (OL, FS, LY) offiziell abgeschlossen. Jetzt kommt der Sprung zum Level 4. Level 4 ist einerseits definiert durch gewisse Aufgaben (Tasks), die man mit dem Pferd zeigen kann, andererseits durch die Qualität, mit der dieses geschieht. Es reicht nicht, die Aufgaben "irgendwie" machen zu können, sondern es wird zB. feinste Kommunikation erwartet, eine gute Einstellung des Pferdes, seine gründliche Ausbildung auf mentaler (Respekt), emotionaler (Impulsion) und physischer (Flexion) Ebene. Dieser Qualitätssprung sorgt dafür, dass man den Level 4 nicht eben "aus dem Ärmel schütteln" kann - in der Regel braucht es mehrere Jahre, um so weit zu kommen.

Daher wird es für mich eine Riesen-Herausforderung sein, die 3 (OL, FS, LY) Level 4 Auditions bis September 2012 - also in knapp 7 Monaten - zu bewältigen. Das Gute daran: ich bin angehalten, meine Zeit effizient zu nutzen, und mich nicht mit dem bisher Erreichten zufriedenzugeben ;-)
Die Schwierigkeiten: 
  • nicht ins "direct line thinking" (geradeaus Denken wie ein Raubtier) zu verfallen
  • die Zeit effizient zu nutzen - wie ich schon im letzten Eintrag geschrieben habe, mache ich gerne Umwege - wie zB Pulverschneeausritte ;-)
  • eingefleischte Muster bei mir und meinem Pferd zu überwinden (wir haben eine lange gemeinsame Geschichte, zum Grossteil noch vor Parelli Natural Horsemanship)
  • und wahrscheinlich noch viele andere, die mir jetzt gerade glücklicherweise nicht einfallen.
Zum Thema "Herausforderungen meistern" habe ich heute eine nette Grafik im Facebook entdeckt: im Moment schwanke ich zwischen "How do I do it?" und "I will try to do it!" ... und dann hoffe ich, dass ich im September sagen kann "Yes, I did it!!!"

.... und selbst wenn ich das vordergründige Ziel nicht schaffen sollte, so wird jedenfalls der WEG dorthin enorm spannend und bestimmt lehrreich :-)

Freitag, 3. Februar 2012

Freude versus Disziplin .... oder: der Weg ist das Ziel



So, ich gebe es zu. Ich hab's getan. Mike würde sich die Haare raufen wegen mir (nein, wahrscheinlich nicht, weil er jedem seinen eigenen Weg zubilligt ... also sagen wir, seine "Gewissens-Stimme" in meinem Kopf rauft sich die Haare), aber ich habe heute die Disziplin bleiben und dafür die Seele baumeln lassen ... 



  Wir hatten Sonne und wunderbaren Pulverschnee hier in Biederthal, und der verlangte geradezu nach einem Ausritt :-)

Also hab ich das Programm unterbrochen, und war ausreiten ... und, klarerweise, mein Pferd war nicht immer "bei mir" wie er sein sollte ... und es war trotzdem wundervoll und hat einen RIESEN Spass gemacht!

Komme ich deswegen langsamer vorwärts zu meinen Zielen ... vielleicht. Tut es mir leid ... NEIN :-)

Ich entdecke an mir (das ist, glaube ich, keine neue Entdeckung) eine gewisse Bereitwilligkeit, vom schnellsten Weg zum Ziel abzuweichen und gewisse Umwege in Kauf zu nehmen - selbst wenn ich weiss, dass das nicht ideal ist. Man könnte das "undiszipliniert" nennen.


Oder ich könnte sagen, "der Weg ist das Ziel" - und wenn ich den Weg nicht geniessen kann, in welchem Zustand werde ich wohl am Ziel ankommen? 

Meine Hoffnung wäre, den Weg UND die Umwege mit Freude zurücklegen zu können, und trotzdem rechtzeitig das Ziel zu erreichen. 


Ob und wie mir das gelingen wird, könnt ihr gerne hier weiter verfolgen ;-)



Donnerstag, 2. Februar 2012

NOW HERE versus NOWHERE

Vor etwa 1,5 Jahren war ich zum ersten Mal bei Mike Wanzenried an einem Kurs, und seitdem hatte ich gelegentliche Privatstunden und noch 3 weitere Kurse bei ihm. Er hat mir mehrere Male erklärt, dass mein Pferd "distant" - abwesend - sei. Da Domino allerdings reagiert, wenn ich ihm ein Kommando gebe, habe ich irgendwie nicht richtig verstanden, was Mike damit meint. Ich hatte mit meinem Pferd bereits sehr viel erreicht, im Vergleich zu früher (vor Parelli) - und habe mich auf diesen Lorbeeren ausgeruht und war happy mit dem, was wir tun konnten.

Aber Parelli Natural Horsemanship ist ja viel mehr Menschen-Training, als Pferde-Training, und "never ending self-improvement" ist ein wichtiger Teil davon. Offenbar war ich noch nicht so weit, die Wahrheit zu erkennen - über mich selbst - gespiegelt von meinem Pferd. Aber vergangenes Wochenende war es nun doch soweit :-) 

Letztendlich geht es um AUFMERKSAMKEIT. Ich war mit dem Pferd HIER (physisch), aber nicht im JETZT, im Moment. Als LBI (left-brain introvert, siehe Horsenality Konzept von Parelli) war ich mit meinen Gedanken meistens woanders, bei der nächsten Übung, beim Analysieren der letzten Übung, oder sonstwo. Und das hat mein Pferd ausgenützt, und war ebenfalls mit seinen Gedanken irgendwo, aber nicht bei mir. Klar, wenn ich "gerufen" und ihm ein Kommando gegeben habe, hat er meistens brav gefolgt - aber ansonsten war er nicht auf mich fixiert um von sich aus herauszufinden, was ich möchte. Im Englischen gibt es dazu ein nettes Wortspiel - bist du nicht NOW HERE, bist du: NOWHERE - nirgendwo. Ich habe lange gebraucht, um das zu erkennen und akzeptieren zu können.

Das Gefühl, wenn dein Pferd WIRKLICH auf dich hört, ist phänomenal - ein neues, bisher ungeahntes Niveau an Verfeinerung wird möglich, und die Kommunikation kann so subtil werden, beinahe unsichtbar, auf rein energetischer Ebene. FASZINIEREND :-)