Donnerstag, 1. November 2012

Chaos ... oder: Viele Wege führen zum Ziel

Wenn man beginnt, Parelli Natural Horsemanship zu erlernen, ist der Weg sehr schön vorgezeichnet, fast wie eine Autobahn. Es gibt die 7 Spiele zu lernen, die 8 Prinzipien des Horsemanship und die Pferdepsychologie. Das ist ja die grossartige Leistung von Pat und Linda Parelli, dass sie das intuitive, nicht erklärbare Wissen der "Pferdeflüsterer" so aufbereitet und in ein Programm gepackt haben, das jeder durchschnittlich begabte Mensch mit etwas Fleiss und Durchhaltevermögen erlernen kann. Level 1 und auch noch 2 sind relativ einfach zu lernen und zu lehren (ich rede hier von den Menschen, unabhängig von ihren Pferden!). 

Je weiter wir dann kommen, desto weniger deutlich sind die Wege vorgegeben, desto öfters gabeln sie sich, um dann letztlich doch an dasselbe Ziel zu gelangen. Klar, die Prinzipien bleiben dieselben, und letztlich ist Level 4 nichts anderes als ein "exzellenter Level 1", wie Pat so schön sagt. Aber als Student kann das ganz schön verwirrend sein. 

Mir ist das vor allem beim FastTrack Kurs in USA aufgefallen, und das hat mich damals ordentlich frustriert. Als Left Brain Introvert (mehr zu Horsenality und Humanality folgt demnächst) schätze ich das logische Schritt-für-Schritt Programm, wie es im Parelli Heimstudium angeboten wurde, sehr. Ich hatte mir das Programm im Heimstudium erarbeitet, war noch eine Woche bei Michael Wanzenried zur Vorbereitung (wie ich dachte) und bin dann zum Kurs nach USA. Wir waren 50 Studenten, mit John Baar als Hauptinstruktor und mehreren Instruktoren als Assistenten. Und wenn ich die gleiche Frage an 4 verschiedene Instruktoren richtete, erhielt ich 4 (oder mehr) verschiedene Antworten. Das war für mich eine riesige Umstellung und Herausforderung. An Stelle der Autobahn war nun ein Labyrinth getreten, mit Irrwegen und Sackgassen, unzähligen Gabelungen und scharfen Abzweigungen. Ich war ungeheuerlich frustriert und fühlte mich völlig alleine gelassen. Inzwischen weiss ich, dass das die Methode ist, nach der bei Parelli unterrichtet wird. Der Student erhält die nötige Theorie, und dann bleibt es ihm selbst und seiner Experimentierfreude überlassen, zu LERNEN. Ein riesiger Unterschied zu dem, was ich erwartet hatte! Ich wollte ein schön logisches Programm um weiterzukommen, aber das gab es nicht mehr.

Es hängt vom Pferd ab, von dir selbst, von der Situation, von der Grundeinstellung des Instruktors. Wie schon erwähnt - viele verschiedene Wege können zum selben Ziel führen, und das ist völlig ok, solange die Prinzipien erhalten und die Würde von Pferd und Mensch gewahrt bleiben. Welchen Weg man letztlich wählt, und an welchem Instruktor man sich orientiert, ist eine individuelle Entscheidung. Und das ist gut so, denn darum kann es viele verschiedene Instruktoren geben, sodass jeder Student den bzw diejenige finden kann, der zu ihm und seiner aktuellen Herausforderung passt. Es kann auch gut sein, zu verschiedenen Instruktoren zu gehen, um ein Gefühl für die Bandbreite der Möglichkeiten zu bekommem. Man darf sich nur nicht verwirren lassen! Pat Parelli sagt "observe - remember - compare", also BEOBACHTE - ERINNERE DICH - VERGLEICHE. In den höheren Levels ist Experimentierfreude gefragt, gepaart mit der Fähigkeit, die Ergebnisse der Experimente zu bewerten und so den besten individuellen Weg für Dich und Dein Pferd herauszufinden. Eine grosse Herausforderung, und eine wunderbare Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und daran zu wachsen ;-)

Welche scheinbar gegensätzlichen Wege sind Dir bisher im PNH aufgefallen? Oder war bisher alles sonnenklar für Dich? Ich freue mich über Kommentare, und wenn Du Deine Erlebnisse mit uns teilst!

1 Kommentar:

  1. The state of confusion is an excellent state -a learner to be...
    Danke fuer die motivationsspritze. nimmt mir den druck raus und bringt mich zurueck zur substanz des PNH: spielerisches experimentieren und sich vom partner ueberraschen lassen. gruss kurt

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